Der Zufall bescherte mir eine Begegnung mit Aschaffenburg, dessen Name ich nur immer verhalten am Bahnhof las, wenn mein Zug durchfuhr. Das wäre mir auch im Oktober 2024 passiert, wenn mein Weg zur Frankfurter Buchmesse die Vorbeifahrt bedingt hätte, wenn, ja wenn die Preise f+r ein Hotelzimmer während der Messewoche nicht so exorbitant teuer wären. Dabei hatte ich nicht vor in einem Schloss zu wohnen!
Deshalb viel meine Wahl der Übernachtung auf ein Ort an der Bahnstrecke nach Frankfurt und da ich den Namen so oft gelesen hatte, beschloss ich diesmal auch auszusteigen. Und ich habe gut daran getan.
Da ich während meiner Schulzeit vorwiegend mit den Lehren von Marx und Engels gefüttert wurde, und Geografie knallhart an der westlichen Grenze der DDR aufhört, ja selbst in den Atlanten dieses Gebiet nur grau dargestellt wurde. war meine Kenntnis über Aschaffenburg gleich null und erst eine Grundkurs bei wikipedia zeigte mir, dass ich mich in Bayern befand, äh korrekt in Unterfranken!
Landschaftlich reizvoll, kulturell angesagt, mit einer prächtigen Altstadt, winkligen Gassen , grünen Parks und geschmackvollen Fachwerkhäusern. Reichliche Kirchen, besonders die Stiftskirche und weitere geistlich religiöse Refugium säumen die Stadt. Und zu ihren Füssen windet sich der breite Strom des Mains.
Ich nutze meine Freizeit in Aschaffenburg bei Spaziergängen durch die Gassen und malte dies und das. Kleine Skizzen, keinen größeren kulturellen Anspruch, doch liebevolle Vignetten, die die Beschaulichkeit der Altstadt zeigen.
Mit Staunen und Freude betrachtete ich die alten Häuserfronten in den winkligen Gassen. Hier sieht man das prächtige fränkische Fachwerk mit seine gewölbten Balken, dass darin von dem Fachwerk in Thüringen unterscheidet.
Es ist dieser Charme der Häuser, die über 500 Jahre alt sind, der die Romantik ausmacht. Die Plattenbauten aus der DDR werden entweder aufwendig saniert und renoviert, oder rigoros abgerissen, wenn sich dieser Aufwand nach den 60 Jahren nicht mehr lohnt.
Mein Weg führte mich natürlich in die Museum der Stadt. Ganz prächtig und mit 3 Etagen auch nicht unbedeutend, ist das Christian Schad-Museum. Die wirren in seinen Leben und besonders die des Krieges habe ihn von Berlin nach Aschaffenburg gebracht, wo er, hoch geachtet und künstlerisch und finanziell erfolgreich geblieben ist. In einem gesonderten Block werde ich von dem Museum sprechen und meine Kopien zeigen.
Im angrenzenden Stiftsrefugium war gerade die Ausstellung „Art brut“ zu sehen. Beeindruckend und sehenswert. Sie zeigt Arbeiten von Nicht-Künstlern im engeren Sinne, da es zumeist Schaffende sind, die in betreuten Einrichtungen wohnen.
Als letzte Empfehlung möchte ich das Kirchnerhaus erwähnen. Die Geburtsstädte des berühmten Mitglied der Dresdner Künstlervereinigung „Brücke“, In ihrer besten zeit vor über 100 Jahren verschrieben sie sich des Expressionismus und machten diesen von Deutschland aus zu einer Marke bzw. zu einem Begriff. Sie legten weniger Wert auf die konkrete Darstellung oder dem detailgetreuen Umsetzen von Szenen, sondern lebten sich in krassen Szenen mit schreienden Farben und Formen aus, die vorzugsweise reine grüne, blaue, rote und gelbe Töne markierten.
Es war für mich eine gute Idee hier zu logieren und werde dies in Zukunft wiederholen. Diese Kolumne soll auch keine generelle Wertung sein , kann sie auch gar nicht, dafür habe ich viel zu wenig gesehen. Bleibt noch zu sagen, dass ich auf der Straße nur nette Menschen erlebt habe, mit denen ich geplaudert habe und die mir natürlich über die Schulter sahen, wenn ich zeichnete.
Der Schluss: Es begann am Bahnhof und es endet dort. Und über allem wacht der Oktober-Mond, der etwas trübe ausgefallen ist. Nächstens wird´s besser.
Quellen:
über die Stadt; https://de.wikipedia.org/wiki/Aschaffenburg
Text, Zeichnungen und Fotos: Autor